Ashtanga Yoga - Der achtgliedrige Pfad nach Patanjali
Generelles zu Ashtanga Yoga nach Patanjali
Einer der wichtigsten alten Yogatexte sind die vor rund 2.500 Jahren vom Weisen Patanjali niedergeschriebenen „Yoga Sutren“ ein Leitfaden für Yoga. Patanjali beschreibt in diesem Werk 3 verschiedene Yogapfade. Der wohl wichtigste Pfad davon ist der „Ashta Anga“ Weg, da er so umfassend ist, dass wirklich jede oder jeder, gleich wo er oder sie steht, einen passenden Zugang finden kann. Der Sanskritbegriff „Ashtanga“ bedeutet übersetzt „acht Glieder“ und beschreibt Yoga als achtteiligen Pfad. Diese acht Glieder hat Patanjali definiert als: Yama (Das Verhalten Anderen gegenüber), Niyama (Das Verhalten sich Selbst gegenüber), Asana (Übungen der Yogastellungen), Pranayama („Atemanhaltung“ oder die „Erweiterung des Atems“), Pratyahara (Sich-nach-Innen-Ausrichten und Zurückziehen der Sinne), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation), Samadhi (Kontemplation, Einswerdung)
Die acht Glieder des Ashtanga Yoga
Yama – das Verhalten anderen gegenüber
Die Übung von Yama und Niyama ist wesentlich für die Entwicklung der inneren Glieder (Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi) und die Integration von Yama und Niyama in das tägliche Leben ist eine Voraussetzung, um mit den anderen Gliedern einen wirklichen Fortschritt zu machen. Yama und Niyama bestehen aus jeweils 5 Verhaltensweisen.
Die 5 Verhaltensweisen von Yama sind:
Ahimsa– Gewaltlosigkeit:
Dabei ist nicht nur die Unterlassung von tätlicher Gewalt gemeint, sondern Gewaltlosigkeit im weitest denkbaren Sinn, eine Gewaltfreiheit all unserer Gedanken, Worte und Handlungen, ein wohlüberlegter, gewalt- und hassfreier, liebevoller Umgang mit uns selbst und unserer Umwelt.
Satya– Wahrhaftigkeit:
Auch hier ist das umfassendst denkbare Spektrum an Wahrhaftigkeit gemeint und schließt alle unsere Gedanken, Worte und Taten mit ein.
Asteya – „Nicht–Stehlen“:
Darunter versteht man, sich nichts anzueignen was einem nicht gehört und nichts zu tun, wozu man kein Recht hat.
Brahmacharya – Enthaltsamkeit:
Die Auslegung dieses Sanskritbegriffs ist sehr umstritten. Wörtlich übersetzt bedeutet er „Hinstreben zum Höchsten/Absoluten (Brahman)“. Gemeint ist damit eine Reinheit in allem was man tut, sagt und denkt. Sehr oft wird dieser Begriff aber nur mit dem Umgang mit der Sexualität in Verbindung gebracht und eng als als ein Leben in Zölibat ausgelegt. Andere verstehen darunter einen verantwortungsvollen, bewussten, mäßigen Umgang mit Sexualität und Treue gegenüber dem Partner.
Aparigraha – Freisein von Besitzgier:
Darunter versteht man, nicht zu begehren, was einem nicht zusteht, keinen unnötigen Besitz anzuhäufen, keine unrechten Geschenke anzunehmen und nur nehmen, was angemessen ist.
Niyama – Das Verhalten sich selbst gegenüber
Die 5 Verhaltensweisen von Niyama sind
Sauca – äußere und innere Reinheit:
Die Bedeutung ist, einerseits den Körper äußerlich und innerlich (z.B. durch gesunde Ernährung, durch Übung von Asana und Pranayama) rein zu halten, aber auch den Geist und die Gedanken von unreinem, störendem Ballast zu befreien.
Samtosha – Bescheidenheit, Genügsamkeit:
Das bedeutet, zufrieden zu sein mit dem, was man hat und ein Leben zu führen das nicht auf Begierden, sondern auf Bedürfnissen basiert.
Tapas – Selbstbeschränkung, Disziplin:
Dieser Begriff wird sehr unterschiedlich ausgelegt, von selbstlosem Handeln über Askese bis zum Anheizen des inneren Feuers. Am ehesten ist eine Form von positiver Selbstbeschränkung und Disziplin gemeint, die uns hilft regelmäßig, ohne Unterbrechungen unsere Übungen zu machen und unseren Pflichten selbstlos nachzukommen.
Svadhyaya – Studium und Selbststudium:
Svadhyaya bedeutet das Studieren der „Alten Schriften“ und das Selbststudium in Sinne von Selbstbeobachtung und Reflexion.
Isvara pranidhana – Hingabe an die höhere Macht der Schöpfung:
Gemeint ist, zu erkennen, dass nicht das „Ich“ im Mittelpunkt steht, sondern dass man als Teil der ganzen Schöpfung sich dieser hingibt und ultimativ diese Einheit erfährt.
Asana – Körperhaltung
Unter Asanas werden Körperstellungen verstanden. Diese sollen gemäß Yoga Sutra II.46 „fest“ und „entspannt“ sein, das heißt, sie sollen einerseits bewusst, aufmerksam und aktiv gehalten werden, andererseits sollen sie angenehm und entspannt sein und der Atem soll weiter frei, gleichmäßig und ruhig fließen.
siehe dazu unseren Stundenplan
Pranayama – Kontrolle von Lebensenergie, Atemkontrolle
„Prana“ bedeutet „universelle Lebensenergie“ und „Ayama“ ist „Pause (in der Bewegung des Atems)“ oder „erweitern“, somit bedeutet Pranayama die „Atemanhaltung“ oder die „Erweiterung des Atems“ . Es handelt es sich um Atemübungen zur Energielenkung, die Körper und Geist auf die weiteren Glieder des Ashtanga Pfades vorbereiten. Sie lösen Blockaden in den Nadis (Energiebahnen im Körper), so dass Prana im Körper frei fließen kann.
Die Übungen, die hier praktiziert werden, bestehen aus bewusster Atmungsregulierung.
Dabei werden gezielt die Einatmung, die Ausatmung, die Atemanhaltung, die jeweilige Länge und Anzahl der „Atmungen“, aber auch durch welches Nasenloch geatmet wird (durch bewusstes mit der Hand verschließen des anderen) gesteuert. Ebenso wie im Alltag eine Störung oder ein „außergewöhnlicher“ Gemütszustand (Angst, Zorn,…) eine Auswirkung auf unser Atemmuster und damit auf die (unbewusste) Atmung hat (stoßweise, verkürzt, schneller, flacher), hat umgekehrt die bewusste ruhige langsame tiefe regulierte Atmung eine Auswirkung auf unseren Geist.
Durch die Fokussierung auf die Übungsabfolge, den Atem und den Energiefluss im Körper können wir mit Hilfe von Pranayama unsere Konzentrationsfähigkeit steigern, die Bewegungen des Geistes (Gedankenflut) zur Ruhe kommen lassen und Körper und Geist harmonisieren. Durch korrektes Pranayama in Verbindung mit Kriyas (yogischen Reinigungstechniken) können auch verschiedenste physische Erkrankungen des Körpers gemildert bzw. geheilt werden.
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Pratyahara – Beherrschen der Sinne
Unter Pratyahara versteht man das bewusste Kontrollieren der Sinne, damit der Geist nicht unbewussten Ablenkungen durch die von den Sinnesorganen aufgenommenen Reizen ausgesetzt ist. So werden die Sinne nur dann eingesetzt, wenn wir sie tatsächlich bewusst nutzen wollen (Umkehr vom Sklaven der Sinne zum Meister über die Sinne).
Dharana – Konzentration
Dharana bedeutet Konzentration und ist das bewusste Fixieren des Geistes auf ein bestimmtes Objekt. Dharana ist eine Vorstufe zu Dhyana.
Dhyana – Meditation
Wenn die Konzentration auf ein Meditationsobjekt ununterbrochen und über einen längeren Zeitraum anhält, spricht man von Meditation. Der Meditierende verliert mehr und mehr das Ich – Bewusstsein und es kommt zu einer Vereinigung mit dem Meditationsobjekt.
Samadhi – Kontemplation, Versenkung
Samadhi ist ein Zustand, der mit Worten nur schwer erklärbar ist. Personen, die ihn erlebt haben, beschreiben, dass die Person des Meditierenden jede Bedeutung verliert, es kommt zu einem überbewussten, tranceähnlichen Glückszustand, zu einer Einheit von Körper, Geist, Seele und Meditationsobjekt, zu einer Vereinigung mit der Schöpfung, zu einer kosmischen Verbundenheit (Erleuchtung).
Weiterführender Link zum Kaivyadhama Yoga Research Institute